Resolution zum Bildungssystem in Wien

14. 10. 2023. 11:27

 

Der Koordinationsausschuss der kroatischen Vereine und Organisationen hat am 13. und am 14. Oktober 2023 auf der Friedensburg Schlaining ein grenzüberschreitendes Dialogforum „ZAJEDNO“ („gemeinsam“) abgehalten. Die Entwicklung der kroatischen Volksgruppe in den Staaten Österreich, Ungarn und der Slowakei, die mehrsprachige Ausbildung und das Schulwesen in Wien sowie die Wirkungsorientierung der Vereinstätigkeiten waren die zentralen Themen des Forums. Die im Koordinationsausschuss vertretenen repräsentativen Organisationen der Burgenländischen Kroaten  haben eine Resolution zum zweisprachigen Bildungssystem für Wien verabschiedet:

 

Unterstützung der Initiative für die Einrichtung eines zweisprachigen Bildungssystems in Wien

 

Angesichts der Notwendigkeit allumfassenden Unterrichts bzw. der Bildung und Erziehung in der kroatischen Sprache in der Großstadt Wien, unterstützen wir die Initiative zur Einrichtung eines solchen zweisprachigen Erziehungs- und Bildungssystems in Wien.

 

Wir unterstützen die geplante Gründung eines Schulvereines nach dem Vorbild der seit Jahrzehnten erfolgreichen Komenský-Schule. Wir sind der Ansicht, dass das Projekt einer privaten zweisprachigen Bildungseinrichtung der beste Weg ist, die kroatische Sprache und Kultur auch in Wien zu bewahren. In einem Europa der vielen Sprachen, in dem Kroatisch eine der Amtssprachen innerhalb der Europäischen Union ist, kann nur ein funktionierendes zweisprachiges, kroatisch-deutsches Bildungssystem den Erhalt der kroatischen Sprache und allem, was damit zusammenhängt, gewährleisten – und das in die Form einer privaten Einrichtung „vom Kindergarten bis zur Matura“, also alle Schulstufen von der Grundschule bis zum Gymnasium.

 

Wir müssen unbedingt die Tatsache berücksichtigen, dass die Angehörigen der kroatischen Volksgruppe nicht nur im sogenannten autochthonen Raum leben und darüber hinaus auch die zunehmende Mobilität. Das bedeutet, dass sie überall dort, wo sie leben, die Möglichkeit haben sollen, „ihre kroatische Kultur und Sprache zu leben“ – d. h. über eine Ausbildung in dieser Sprache und die Fähigkeit verfügen, sie anzuwenden. Im Hinblick auf die Minderheitenrechte müsste in jeder Hinsicht vom Territorialprinzip zum Individualprinzip übergegangen werden.

 

Dafür hat sich nicht nur der kroatische Volksgruppenbeirat ausgesprochen, sondern auch die Beiräte aller sechs österreichischen Volksgruppen haben sich in dieser Angelegenheit klar für das Individualprinzip anstatt des überholten Territorialprinzips ausgesprochen.

Darüber hinaus ist das Recht auf die Erstsprache ein Menschenrecht, zu dem auch die Möglichkeit gehört, in dieser Sprache zu lernen und zu lehren.

 

Die Burgenländischen Kroat:innen sind als Volksgruppe, die in vier Ländern lebt, schon für sich ein verbindender Faktor in diesem Teil Europas. Und in diesem Zusammenhang ist es wichtig, die „europäische Dimension“ dieses Projekts hervorzuheben, die auch die oft zitierte Forderung der EU umfasst, dass die Menschen möglichst viele Sprachen beherrschen sollen, und vor allem sollten die „Nachbarschaftssprachen“ wie auch die sogenannten „kleinen“ Sprachen forciert werden. All dies wäre durch ein solches Bildungssystem abgedeckt.

 

Wir appellieren an alle politischen und gesellschaftlichen Kräfte, einflussreiche Persönlichkeiten sowie die breite Öffentlichkeit, dieses Projekt einer privaten zweisprachigen Bildungseinrichtung in der Bundeshauptstadt Wien zu unterstützen.

 

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